Die schwarze Hand der Front
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Serhij Zhadan und Sasha Marianna Salzmann am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche Bild: Wonge Bergmann
Eine bewegende Begegnung: Sasha Marianna Salzmann wurde in der ehemaligen Sowjetunion geboren. In Frankfurt feiert sie den ukrainischen Friedenspreisträger Serhij Zhadan.
Der Bundespräsident ist nicht gekommen. Dabei ist der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für Bundespräsidenten seit jeher ein willkommener Anlass, um während dieser morgendlichen Feierstunde am Gedenkort der ersten deutschen Demokratie über Frieden und Freiheit zu sprechen. Oft ließen es sich Bundespräsidenten nicht nehmen, selbst zu laudieren. Richard von Weizsäcker sprach 1993 anlässlich der Verleihung an Friedrich Schorlemmer, Roman Herzog feierte 1995 Annemarie Schimmel, Joachim Gauck ehrte 2010 David Grossman. Auch Steinmeiers Rede zum Friedenspreisträger Amartya Sen vor zwei Jahren ist in Erinnerung.
Dass er gestern nicht erschien, verstößt gewiss nicht gegen das Protokoll und ist doch beim diesjährigen Preisträger, dem ukrainischen Schriftsteller Serhij Zhadan, von Symbolkraft. Und das nicht nur, weil der Bundespräsident sich immerzu mit Schriftstellern umgibt, zu literarischen Soirées ins Schloss Bellevue lädt und sich gern als Freund der Literatur bezeichnen lässt. Gewicht hat sein Fernbleiben vielmehr auch, weil er im aktuellen Buch Zhadans an zentraler Stelle vorkommt. „Himmel über Charkiw“ sei entstanden aus der Notwendigkeit, nicht nur Gesichter und Namen, sondern auch Hoffnungen und Enttäuschungen festzuhalten, hatte der Autor notiert. Und Zhadans Erinnerungen reichen weit zurück: „Ich weiß noch, wie mich Außenminister Steinmeier leicht gelangweilt nach der Lage in der Ukraine befragte“, schrieb er über eine Begegnung im Jahr 2014, die er nicht vergessen hat.
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