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Finnische Fotokunst : Ohne Rücksicht auf Verluste

Porträts nach der Schlägerei und beim Versuch, schwanger zu werden: Zeitgenössische Fotografie aus Finnland, dem Buchmessen-Ehrengast, wird im Fotografie Forum Frankfurt ausgestellt.

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          Eigentlich kann einem dieser ganze Rummel auf der Buchmesse gestohlen bleiben. Denn was hat man, ist man nicht gerade prominent, hat ein neues Buch geschrieben oder wenigstens für ein paar Tage seine Wohnung an einen Messegast vermietet, was also hat man als Frankfurter davon? Erst steht man, schließlich ist ja immer alles rappelvoll, dicht an dicht ein wenig in der Trambahn, dann bei irgendeiner Lesung, wenn es gutgeht auf der Treppe, wenn nicht, dann draußen vor der Tür, und am Ende des sonst durchaus kultivierten Abends bekommt man selbst beim mäßig angesagten Italiener nicht mal einen Tisch.

          Christoph Schütte
          Freier Autor in der Rhein-Main-Zeitung.

          Und doch, mag man sich dieser Tage wieder einmal denken, sollte man die weltgrößte Bücherschau in Zukunft institutionalisieren. Oder wenigstens so alle zwei, drei Monate ein neues Land zum Ehrengast ausrufen. Nie scheint der Ausstellungsparcours durch die Museen dem Betrachter dichter, origineller, überraschender als in jenen Tagen im Oktober, wenn wie stets zahlreiche große Häuser dem Ehrengast und mithin in diesem Jahr Finnland ihre Reverenz erweisen. Ob das Deutsche Architekturmuseums junge finnische Baumeister, die Schirn Kunsthalle mit Helene Schjerfbeck eine Jahrhundertmalerin oder der Kunstverein im Steinernen Haus junge Künstler vorstellt: einen besseren Einblick in die Kunst- und Kulturszene des skandinavischen Lands bekommt man allenfalls in einer Woche Helsinki.

          Was die Positionen zusammenhält

          Auch das Fotografie Forum Frankfurt, das nach sieben endlos langen Jahren ohne eigene Räume endlich wieder eine feste Adresse hat, beteiligt sich traditionell am Rahmenprogramm der Buchmesse. Und was man hier sehen kann, das ist schlicht und einfach ziemlich große Klasse. Denn natürlich hätte es sich Kuratorin Celina Lunsford auch hübsch einfach machen und sich vom Finnischen Museum für Fotografie eine hübsche Überblicksausstellung etwa zur seit bald 20 Jahren als Label etablierten Helsinki School zusammenstellen lassen können. Sagen wir mit Arbeiten von Ulla Jokisalo und Tiina Itkonen, Ville Lenkkeri, Ola Kolehmainen oder Susanna Majuri, um nur ein paar bekanntere Namen zu nennen.

          Doch was die Positionen der Helsinki School zusammenhält, ist zunächst einmal nicht sehr viel mehr als der Studienort und, immerhin, so etwas wie eine Haltung. Jenseits des konzeptuellen Ansatzes aber ist es weder die Generation noch das Genre, ist es nicht Bildsprache noch Technik, was sie verbände und zu einer kunsthistorischen Erscheinung wie die Nazarener oder die Düsseldorfer Schule machte.

          Wie geschieht ihnen?

          „Potretti“, so der schlichte Titel der Schau, kümmert sich denn auch allenfalls am Rande um derlei Markenpflege. Stattdessen werden Künstler präsentiert, die zur Helsinki School gerechnet werden wie Jokisalo oder Santeri Tuori ebenso wie Iiu Susiraja, etablierte Künstlerinnen wie Raakel Kuukka geradeso wie die junge Nelli Palomäki. Die Schau konzentriert sich somit ganz auf das titelgebende Genre.

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