Er sei nicht einer, so schreibt der Dichter und Essayist Paul Valéry einmal, „der sich anstrengen würde, die verflossene Zeit wiederzufinden“. Dazu sei schon sein Gedächtnis zu schlecht. Die „verlorene Zeit“ zu suchen, so noch deutlicher an anderer Stelle, wäre ihm vertane Zeit. Und als er im Alter, 1940, noch einen Versuch mit der „Recherche“ macht, nimmt er gegenüber einem Vertrauten kein Blatt vor den Mund: „Welch ein Geschwafel! Wie das aus dem Leim geht! Und Goncourt fast überall.“Valéry ist zwar ein besonderer Fall: Ein Dichter, der seit den zwanziger Jahren auf dem Weg zum Repräsentanten französischen Geistes ist, putzt einen Autor herunter, der zur selben Zeit von seinen Verehrern bereits als Meister von klassischer Statur gefeiert wird. Aber damit liegt Valéry zugleich auf der Linie der französischen Avantgarden, die es bis in die fünfziger Jahre hinein mit Proust durchaus nicht halten: Man lässt diesen Autor für seine Verehrer büßen – durch Schweigen oder mit Ironisierungen und Attacken.
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Paul Valéry
Er sei nicht einer, so schreibt der Dichter und Essayist Paul Valéry einmal, „der sich anstrengen würde, die verflossene Zeit wiederzufinden“. Dazu sei schon sein Gedächtnis zu schlecht. Die „verlorene Zeit“ zu suchen, so noch deutlicher an anderer Stelle, wäre ihm vertane Zeit. Und als er im Alter, 1940, noch einen Versuch mit der „Recherche“ macht, nimmt er gegenüber einem Vertrauten kein Blatt vor den Mund: „Welch ein Geschwafel! Wie das aus dem Leim geht! Und Goncourt fast überall.“
Valéry ist zwar ein besonderer Fall: Ein Dichter, der seit den zwanziger Jahren auf dem Weg zum Repräsentanten französischen Geistes ist, putzt einen Autor herunter, der zur selben Zeit von seinen Verehrern bereits als Meister von klassischer Statur gefeiert wird. Aber damit liegt Valéry zugleich auf der Linie der französischen Avantgarden, die es bis in die fünfziger Jahre hinein mit Proust durchaus nicht halten: Man lässt diesen Autor für seine Verehrer büßen – durch Schweigen oder mit Ironisierungen und Attacken.
Marcel Prousts „Suche nach der verlorenen Zeit“ zu loben ist leicht. In Frankreich war es vielen seiner Kollegen zu leicht. Zum hundertsten Jubiläum des Romanklassikers ein Überblick über seine hartgesottensten Verächter.
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