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Nationentreffen in Berlin : Was haben Eure Revolutionen gebracht?

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Szene aus dem Spiel Ägypten gegen Jordanien im Willy-Kressmann-Stadion Bild: dpa

In Tunesien hat der Arabische Frühling begonnen, in Ägypten ging er weiter. Der Freudentaumel aber ist schon Geschichte. In Berlin sind jetzt die Frauenfußballteams aus den Ländern zu Gast. Wie ist die Lage für die Spielerinnen in ihrer Heimat?

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          Ob Frauen in einem Land frei und offen Fußball spielen dürfen, ist ein Gradmesser für die Gesellschaft. Die Frage ist: Wird auch Mädchen und Frauen zugestanden, eine Sportart auszuüben, noch dazu eine, bei der es nicht um Anmut oder Artistik geht, sondern auch um Kampfgeist und Körpereinsatz? In der arabischen Welt wird Fußball als Frauensport selten toleriert. Frauen werden von Fremden auf der Straße bedroht und viele Familien versuchen, ihre Töchter am Spielen zu hindern. Neben den Verbänden gibt es jedoch einige private Vereine, die sich von den Einschüchterungsversuchen, deren Urheber bei weitem nicht nur Ultrakonservative sind, nicht abhalten lassen wollen.

          Doch die Vereine haben harte Gegner. Vor allem in Ägypten, wo es in den Städten täglich sexuelle Übergriffe auf Frauen gibt und weite Teile der Gesellschaft die Beschneidung von Mädchen und jungen Frauen ganz selbstverständlich befürworten, haben die Frauenfußballvereine es schwer. Als der Arabische Frühling ausbrach, hofften viele, dass sich die Stellung der Frau in der Gesellschaft verbessern würde. Seite an Seite mit Männern demonstrierten sie auf dem Tahrir-Platz für den Wandel – erst gegen Mubarak, dann gegen Mursi. Und jedes Mal kam es zu Hunderten von sexuellen Belästigungen und zahlreichen Vergewaltigungen – vor Zeugen, in aller Öffentlichkeit, ausgeführt von Gruppen und ohne juristische Folgen. Nun schwankt Ägypten zwischen Freudentaumel und Schock. Und die Rolle der Frau in der Gesellschaft wird so heftig diskutiert wie schon sehr lange nicht mehr. Meistens beherrschen jedoch Ratlosigkeit und Angst die Debatte.

          Erst gegen Mubarak und dann gegen Mursi

          In dieser neuen Umbruchphase hält ein Fußballverein zu den Kairoer Frauen. Er heißt Wadi Degla und ist im Stadtteil Nasr-City zuhause. Im Jahr 2007 wurde er gegründet, seitdem mischen seine Spielerinnen in der ersten Liga mit. Und sind in dieser Woche zu Gast in Berlin. Eingeladen wurden sie vom Frauenfußball-Kulturfestival „Discover Football“, das in diesem Jahr schon zum dritten Mal stattfindet. Frauen aus Jordanien, Palästina, Libanon, Ägypten, Tunesien, Polen, der Ukraine und Deutschland tragen miteinander ein Turnier aus, diskutieren und feiern gemeinsam. Sie sind zusammengekommen, um gegeneinander anzutreten, aber auch um sich auszutauschen und um voneinander zu lernen, wie sie ihre Interessen öffentlich vertreten können. In einem Kurs ging es darum, wie die arabischen Spielerinnen ihren eigenen Werdegang in der Netzwelt weitererzählen können. Denn sie haben das Potential, ein Vorbild für andere Frauen zu sein – nicht in dem Sinn natürlich, dass nun alle Frauen Fußball spielen sollten. Vielmehr geht es um Mut und Selbstbewusstsein. Denn beides braucht es, um einem Sport nachzugehen, der sich nach den herrschenden gesellschaftlichen Vorstellungen für eine Frau nicht ziemt. aber auch, wenn man sich für seine Rechte in der Gesellschaft einsetzen will.

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