Kunst : Werden Sie Präsidentin des 1. FC Köln, Frau Sprüth?
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Monika Sprüth, Galeristin und Mitglied des 1. FC Köln Bild:
Monika Sprüths Galerie zählt weltweit zu den renommiertesten für zeitgenössische Kunst: Ein Gespräch über Künstler, Galerien, den Markt und die Krise - und Fußball als solide Kunst.
Wir treffen uns in der Kölner Südstadt, in der ehemaligen Galerie Sprüth Magers, und fahren zum Geißbockheim. Im Vereinslokal des 1. FC Köln ist die Galeristin in ihrem Element: Es geht eben um Kunst.
Sie haben 1983 in Köln eine Galerie gegründet und dafür Ihren Beruf aufgegeben. Warum?
Meine Tätigkeit als Stadtplanerin in Oberhausen hatte ich bereits 1979 beendet. Der Motor, Architektur zu studieren, war ursprünglich nur mein Interesse an Kunst. Mein Glück war, dass ich 1968 zu studieren begann - diese Sozialisation hat mich sehr geprägt, und sie ist mitentscheidend für den Erfolg der Galerie.
Inwiefern?
Ursprünglich war Architektur für mich ein rein formalästhetisches Problem. Als ich in Aachen studierte, erkannte ich sehr schnell, dass Architektur und Kultur in einem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang begriffen werden müssen: Wann hat Kultur eine Bedeutung? Dass ich das überhaupt reflektieren konnte, habe ich dieser Zeit zu verdanken. Es ist unheimlich schwierig, Kriterien zu entwickeln, warum ein Kunstwerk ein gutes Kunstwerk ist - zumal in unserer Zeit, wo es fast alles schon einmal gegeben hat. Die Fragen, die die Studentenbewegung gestellt hat - Wie funktioniert die Gesellschaft? Wer hat die Macht? Was beeinflusst das Denken? -, all diese Fragen haben wir in unzähligen Marxismusschulungen hin und her gewälzt. Das hilft mir bis heute, präzise Fragen zu stellen.
Hat das dazu geführt, dass Sie 1985 mit einem reinen Frauenprogramm beim Kölner Kunstmarkt angetreten sind?
Es gab so viele Galerien um mich herum, deren Künstler ich auch interessant gefunden hätte. Und es gab einige historisch nicht gelöste Fragen, die eigentlich auf der Hand lagen - wie die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft. Die gesellschaftliche Ungleichheit zeigte sich vehement im Kunstmarkt. Ein Markt für Künstlerinnen war quasi inexistent!
Hat sich daran etwas geändert?
Ja! Und damals gab es eine interessante junge Generation von Künstlerinnen, die die Malerei kritisch betrachteten, weil sie von Männern besetzt war. Sie versuchten, über neue Medien, Fotografie und Video einen Weg zu finden.
Wir sprechen hier von inzwischen berühmten Künstlerinnen wie Jenny Holzer, Cindy Sherman oder Rosemarie Trockel, die Sie in Ihrer Galerie groß gemacht haben. Hat der Kunstmarkt Ihre Strategie inzwischen honoriert?
Ja, klar! Aber ich bin am Anfang schon angegriffen worden . . . Und man muss dazu sagen, dass ich 1983 nicht sofort nur Frauen ausgestellt hatte. Das habe ich mir schon ganz genau überlegt: Hätte ich nur Frauen ausgestellt, wäre ich sofort in eine Ecke geschoben worden. Das wollte ich mir für einen späteren Zeitpunkt aufheben. Ich habe dann zwei Jahre gewartet, 1985 war das historisch überfällig.
Glauben Sie, dass bis heute Kunst von Frauen schlechter bezahlt wird als gleich gute Kunst von Männern?
Wenn Sie sehen, wie die gesellschaftliche Macht verteilt ist, dann ist es doch völlig klar, dass bis heute keine Gleichberechtigung da ist. So ist es einfach.
Wie haben Sie Ihre Künstler gefunden?