Genau betrachtet hat die Jury keine Wahl
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Wer sagt, der deutsche Einzelhandel habe kein Herz? Sandra Hüller und Franz Rogowski in „In den Gängen“. Bild: dpa
Das Geheimnis der Kunst, die Augen zum Tanzen zu bringen: Eine Bilanz des Berlinale-Wettbewerbs und ein Bericht vom letzten Festivaltag mit Filmen aus Polen und Deutschland.
Das Kino kann eine lange, quälende, einsame Erfahrung sein. Es kann aber auch ganz leicht und einfach sein. Malgorzata Szumowskas Film „Twarz“ zeichnet in drei Szenen am Anfang ein Bild vom Zustand Polens. Zuerst sieht man Kunden eines Elektro-Discounters, die in Unterwäsche – es ist „Schnäppchentag für Nackedeis“ – um Sonderangebote rangeln. Dann eine Bauernfamilie am Küchentisch; der ältere Sohn will nach London, einen Satz auf Englisch kann er schon: „You are a loser.“ Die dritte Einstellung zeigt die Baustelle einer Christusstatue. Einige der Arbeiter sind Roma. Sie haben den Beton für den Jesuskopf falsch gegossen. Ein Pole weist sie zurecht, und eine Schlägerei beginnt.
Die Hauptfigur des Film ist Jacek, der Bauernsohn, der nach England will. Das blondeste Mädchen im Dorf ist seine Verlobte. Aber dann hat Jacek einen schweren Unfall auf der Jesus-Baustelle. Er überlebt, doch er verliert sein Gesicht, in einem wörtlichen Sinn. Sein neues Antlitz ist ein Transplantat. Daher der Titel des Films: „Twarz“, „Gesicht“.
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