Worte kommen immer zu spät
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... und Europa äußert seine Besorgnis. Das hilft den Menschen in Belarus allerdings nicht. Bild: AP
Menschen in Belarus werden verfolgt, mundtot gemacht, sind völlig isoliert in Gefängnissen oder bringen sich vor Verzweiflung um. Was muss das Ausland noch wissen, bevor es handelt? Ein Gastbeitrag.
Wir äußern unsere große Besorgnis...“ – diese wunderschöne und zugleich wie ein Tier wunde und erschöpfte Formel, die in der westlichen Politik einmal erfunden wurde, um auf entsetzliche Begebenheiten im Osten zu reagieren, ist in Belarus längst zum Anlass für missmutige Witze geworden. Sie bedeutet für die Menschen hier seit je immer nur eins: Man lässt uns wieder allein gegen das staatliche Monster. Und für das Monster selbst gibt es keine einschmeichelndere Musik als diese rituelle Phrase. Das Staatsmonster ist der Strafe wieder entgangen, wieder glücklich davongekommen, das ist für es der einzige Sinn dieser Formel.
Die Worte „Wir äußern unsere große Besorgnis“ könnten ganz gut im Wappen des Außenministeriums der Republik Belarus stehen, in goldenen Lettern. Die „große Besorgnis“ war seit längerem die Halbreaktion des Westens auf den Halbfaschismus in Belarus – und lange Zeit blieb kein Wunsch offen, solche Halbpolitik befriedigte beide Seiten.
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