Nato-Pläne zu autonomen Waffen : Angriff der Killerdrohnen
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Für ein Verbot der Entwicklung von tödlichen autonomen Waffensystemen: Anders Fogh Rasmussen, ehemaliger Nato-Generalsekretär Bild: AFP
Die Nato bereitet sich auf tödliche autonome Waffensysteme vor: Fliegende Drohnen können in Schwärmen angreifen – und explodieren, wenn sie selbständig ihr Ziel erreicht haben. Prototypen sind schon längst gebaut.
Mit einem freundlichen Augenaufschlag blickt sie auf das Publikum der „Münchner Sicherheitskonferenz“, das sich schon einen Tag vor dem offiziellen Beginn eingefunden hat. Wolfgang Ischinger, der wie jedes Jahr zur privaten Konferenz von und für Politiker und Militärs geladen hat, lässt den Roboter „Sophia“ auf die Bühne stellen und führt ein kurzes verbales Geplänkel mit ihr auf. Der einer Frau nachempfundene Roboter, der sich allerdings nicht selbständig fortbewegen kann, sagt ein paar Sätze auf, klimpert mit den Wimpern und dreht dabei den Kopf.
Als Ischinger jedoch das Thema der Veranstaltung nennt, blickt man auf „Sophia“ mit anderen Augen. Denn die weibliche Stimme des Roboters leitet eine Diskussion darüber ein, welche Bedrohungen vor allem militärischer Art von tödlichen autonomen Waffensystemen und Künstlicher Intelligenz ausgehen. Unwillkürlich erinnert das Gesicht von „Sophia“ an den Killer-Roboter „T-X“ aus dem Film „Terminator 3“. Das mag auch daran liegen, dass sich die Veranstalter zu einem makabren Scherz haben hinreißen lassen: Als auf dem Podium die Menschenrechtsaktivistin Mary Wareham von Human Rights Watch Platz nimmt, die sich seit Jahren für ein Verbot tödlicher autonomer Waffensysteme engagiert, erhebt „Sophia“ ihre Stimme und versichert, sie sei wirklich kein Killer-Roboter.
Die Hardware als „Wirkmittel“
Viel zu lachen gibt es ansonsten nicht. Vor allem nicht, als der ehemalige Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen das Wort ergreift und zur Überraschung einiger Zuhörer ein deutliches Statement für ein Verbot der Entwicklung und des Einsatzes von tödlichen autonomen Waffensystemen abgibt. Er stellt sich auf die Seite von Mary Wareham, die sich zusammen mit vielen Organisationen seit 2013 dafür einsetzt, solch ein Verbot über den Weg einer UN-Waffenkonvention in die Wege zu leiten. Man müsse über ein völkerrechtliches Abkommen klare Regeln schaffen, um noch zu verhindern, dass Künstliche Intelligenz im Militäreinsatz autonom über Leben und Tod entscheide.
Prototypen von solchen autonomen Killer-Systemen sind längst gebaut. Auf der Sicherheitskonferenz wird aber nicht über Terminator-Roboter, sondern vor allem über fliegende Kampfdrohnen geredet, die in Schwärmen angreifen und deren Hardware das „Wirkmittel“ ist. Sprich: Sie explodieren, wenn sie selbständig ihr Ziel erreicht haben.
Obwohl es sehr verschiedene tödliche autonome Waffensysteme gibt, die auch nicht alle fliegen, werden die Drohnen immer wieder als Beispiel herangezogen. Grund dürfte auch der Krieg in Syrien sein. Denn hinter den Kulissen macht ein aufsehenerregender Vorfall kürzlich auf einem syrischen Flugplatz die Runde. Dort soll – vermutlich mit iranischer Hilfe – ein Drohnenangriff gegen russische Einheiten geschehen sein. Da trotz der politischen Spannungen die Sicherheitskonferenz traditionell auch ein Ort des klandestinen Informationsaustauschs zwischen Militärs aller Lager ist, liegt es nahe, dass die Russen wohl einige furchterregende Details über diese Drohnenattacke fallengelassen haben.