Weltweiter Aufruhr: Illustration für die F.A.S. von Kat Menschik Bild: Kat Menschik
Libanon, Hongkong, Bolivien, Kolumbien, Chile, Irak, Iran: Überall begehren Menschen auf. Wir haben Autoren, die mittendrin sind oder waren, gefragt: Worum geht es euch? Und was hat das mit uns im Westen zu tun?
- Aktualisiert am
Libanon
Von Gino Raidy
Viele meiner Freunde auf der ganzen Welt dachten in den ersten Tagen, es ginge um eine „Whatsapp-Steuer“, und vielleicht hat die inzwischen zurückgetretene libanesische Regierung das auch vorgehabt. Doch es ist etwas viel Größeres geschehen. Das libanesische Volk hat sich endlich von seinem korrupten, gescheiterten politischen System getrennt, das aus einem Bürgerkrieg hervorgegangen ist, der niemals richtig aufgehört hat.
Zum ersten Mal haben Libanesen aus allen Schichten ihre religiöse Identität zurückgestellt – und sich auf ihre nationale Identität konzentriert. Vielleicht waren es die Waldbrände, die das Land im Griff hielten, nur Tage, bevor die Revolte vom 17. Oktober begann. Vielleicht war es das totale Scheitern der herrschenden Clique, die immer nur reicher wurde, während die Mittelschicht verschwand und sich Dutzende entschlossen, sich zu erhängen oder zu erschießen, um ihrem Unglück zu entfliehen – während nebenan 25-Millionen-Dollar-Hochzeiten gefeiert wurden.
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