Art-Investment : Der Kunstberater und seine Scheu vor der "Performance"
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Rentabilität, Liquidität, Performance - Maßstäbe für den Kunst-Investor? Bild: @cf
Das "Investitionsgut" Kunst unter den Aspekten Rentabilität, Sicherheit und Liquidität? Kunstberater antworten im Glossar.
Was, wenn der Kauf eines Kunstwerkes nicht nur von der Faszination durch seine Aura und die Steuerung durch den Intellekt, nicht nur vom Willen zur Kapitalbindung und der Suche nach einem Schutz vor Inflation, sondern vor allem durch die Maßstäbe konventioneller Anlageformen bestimmt wird? Welche Antworten geben Kunstberater ihren Kunden, die nach Rentabilität, Liquidität oder gar Performance fragen? Ein Glossar zum Art-Investment.
Rentabilität: Geduld vonnöten
An seiner Rentabilität wird der finanzielle Erfolg einer Geldanlage gemessen. Bei Kunst kann eine Rendite im Einzelfall sehr hoch liegen. Der Kunstinvestor muss dabei viel Geduld mitbringen. Anders als bei einer Geldwertanlage wird der Ertrag nur einmal beim Verkauf ausgeschüttet und ist vorher unbekannt.
Christina Schroeter-Herrel, Leiterin der Kunstberatung innerhalb der Deutschen Bank Trust in Frankfurt: "Die überwiegende Zahl unserer Kunden denkt nicht an ein alternatives Investment, also an Kunst anstelle einer Geldanlage, sondern will Werke erwerben, die im Wert beständig sind oder im Wert steigen. Manchmal aber wird der Gedanke, dass man nach fünf oder acht Jahren wieder verkauft, auch aufgegriffen." Wer Ende der 70er Jahre zum Beispiel Beckmann oder Kirchner erworben hätte, habe einen immensen Wertzuwachs erlebt und demnach "sinnvoll" gekauft. Eine gute Anlage, die sich damals bereits angedeutet habe.
"Kurzfristige Transaktionen", so schreibt der selbstständige Kunstberater Thomas González in seinem Buch zum Thema Art-Investment, "können zwar auch beachtliche Gewinne abwerfen, erfordern aber meist Fach- und Marktkenntnisse, über die der normale Anleger nicht verfügt." Es empfehle sich daher, nur etwa zehn bis 20 Prozent seines anzulegenden Kapitals in Kunst zu investieren und in Zeiträumen von mindestens fünf bis zehn Jahren zu denken.
Liquidität: "Kapitale" Werke fließen
Bei Werken namhafter Künstler aus historisch gut bewerteten Schaffensphasen könne ein Verkauf zügig erfolgen, meint die Expertin der Deutschen Bank Trust.
Insgesamt gelte aber die schlechte Liquidität von Kunstbesitz als der größte Nachteil dieser Investitionsart. Im Gegensatz zu Aktien oder Geldanleihen, so schreibt González, ließe sich Kunst ähnlich wie Immobilien nicht innerhalb eines Tages in Geld umwandeln. Wem der Verkauf an einen Sammler oder Händler nicht direkt gelinge, der müsse im Auktionswesen mit einer Dauer von drei bis zwölf Monaten bis zum Verkauf rechnen. Der Vorteil: es sind keine schnellen Entscheidungen vonnöten.
Performance: Der unliebsame Begriff
„Ein gefährlicher Begriff“, findet Alain Bouvrot, „Head Art Client Service“ beim UBS Art Banking in Basel. „Ein sehr kapitalistischer Ausdruck für einen Zeithorizont. Bei der Kunst haben Sie immer eine dritte Dimension, die der Emotion“. Diese sei nicht wegzudenken, vielmehr essentiell.
„Man kann ihn anwenden, aber das tue ich höchst ungern“, so Christina Schroeter-Herrel. Der Begriff bereite ihr Unbehagen, weil er für die klassische Geldanlage tradiert sei. „Wenn ich ihn mit dem Kunstmarkt verbinde, assoziiere ich, dass ich die Kunst nur als Spekulationsobjekt sehe. Die Kunstberater der Deutschen Bank Trust aber rieten von der Kunstinvestition im Sinne der schnellen Mark ab. Schließlich ginge es um längerfristige Anlagen. „Ich würde auch von einem Fonds abraten. Wir sagen, kauf' doch das Kunstwerk selbst.“
Transparenz: Ganz schön aufgeholt
Durch das Internet ist der traditionell intransparente Kunstmarkt in den vergangenen Jahren durchsichtiger geworden. Zwar sind die Objekte noch immer über diverse, kleine Anbieter verteilt, lässt sich der Umsatz hinter den Wänden der Galerien nur vermuten, existiert bislang kein einheitliches Informationsnetz, welches die Anbieter mit der hohen Zahl an potenziellen Nachfragern zusammenzuführen könnte. Doch das einstige Informationsmonopol fällt. Selbst der Laie kann sich per Mouseclick innerhalb weniger Minuten in das weltweite Angebot der Händler und Auktionshäuser einwählen, Angebote sondieren und Preise vergleichen.
Auch die Auktionsergebnisse sind in - kostenpflichtigen - Datenbanken gebündelt. Analyseprogramme bieten die Überprüfbarkeit der Marktsituation und die Preisentwicklung eines Künstlers. Die Verfügbarkeit so vieler Daten könnte den Einstieg von Neuanlegern begünstigen, die sich nun - bevor sie sich womöglich weiter beraten lassen - erst einmal selbst kundig machen.
Sicherheit: Relativ unbedenklich
„In Krisensituationen können Sie Kunst genauso schlecht verkaufen wie eine Aktie. In diesem Jahr ist noch kein Tief zu sehen, wir gehen davon aus, dass es in zeitlicher Verzögerung kommt und im nächsten Jahr ein Rückgang bei den Preisen erfolgt“, sagt die Kunstberaterin der Deutschen Bank Trust.
Der Kunstberater der UBS, Alain Bouvrot, hat die Situation nach dem 11. September recherchiert: „Wir haben festgestellt, dass die Leute sich etwas gönnen, weil der Gesamtmarkt nicht gut läuft und der Kunstmarkt entgegen des Trends in einzelnen Segmeten gute Zahlen schreibt“. Außerdem verzeichne seine Abteilung einen „Nachfragebogen“ nach „Kunstkrediten“, mit denen - als Sicherheit für eine Beleihung - Kunst hinterlegt wird. Aus geschäftspolitischen Überlegungen und dem spezifischen Risiko der Volatilität, welche im Kunstmarkt herrscht, bietet UBS AG jedoch bis heute diesen Service nicht an.
„Ein Kunstwerk“, so schreibt Thomas González, „kann zwar im Preis schwanken, wird jedoch seinen Wert nie völlig verlieren.“ Im Bereich der Vermögensverwaltung fielen jährlich immer wieder eine Großzahl von Anlegern auf Betrüger herein, ebenso würde jährlich viel Geld an der Börse verloren. Ein gefälschtes Bild aber käme einem nicht so schnell unter; seriöse Fachhändler und Auktionshäuser garantierten für Echtheit und das „Art Loss Register“ gebe Auskunft darüber, welche gestohlenen Kunstwerke registriert sind.