
Kommentar : Der Dreierbund bleibt unter sich
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Übernimmt Facebook still und heimlich die Macht über uns? Dass der Konzern der TU München nun Millionen spendet, sollte uns stutzig machen, meinen die beiden Autoren Erny Gillen und Ranga Yogeshwar. Bild: F.A.Z
Facebook und Google lassen über Apple-Geräte Apps laufen, die Daten sammeln wie verrückt. Was passiert? Nicht viel. Schon bald haben sich die Tech-Konzerne wieder lieb.
Wie soll man das noch nennen, was Facebook und Google sich erlauben? Dreist, dummdreist, kriminell dreist? Oder nur kriminell? Machtvergessen, machtversessen? Dem Unternehmen Apple war zuerst aufgefallen, dass Facebook-Apps (Codename: „Research“) auf dem iPhone und dem iPad Daten der Nutzer in einer Weise und einem Ausmaß sammeln, die bei Apple verboten sind. Der Netzwerkkonzern bezahlt junge Nutzer sogar mit einem Handgeld von zwanzig Dollar im Monat dafür, dass sie sich aushorchen lassen. Das lief offenbar seit Jahren so. Dann kam heraus, dass auch Google Apps namens „Screenwise Meter“ auf iPhones laufen lässt, mit denen eigentlich nur Mitarbeiter des Überwachungsriesen hantieren sollten, um Testversionen von Programmen durchzuspielen, doch sie gingen auch an andere Nutzer.
Das missfiel Apple, und so wurden die entsprechenden Apps gesperrt. Allerdings nur für wenige Stunden. Sobald Facebook und Google bekundeten, sie würden den Datenzugriff der Apps einstellen, gab Apple den beiden Konzernen wieder grünes Licht für die Apps.
Der Vorgang ist bezeichnend: Die Tech-Konzerne einigen sich untereinander, eine Kontrolle außerhalb ihres Kreises der Allmächtigen akzeptieren sie nicht. Und das unbegrenzte Datensammeln hört auch nicht auf, schließlich ist das Sinn und Zweck aller Übungen von Facebook und Google. Unsere Daten sind ihr Kapital, ihre Überwachung macht das Wesen des digitalen Kapitalismus aus. Dabei zahlen wir nicht nur mit unseren Daten, von denen niemand genau weiß, wie sie verwertet und wozu sie genutzt werden. Wir zahlen mit unseren demokratischen Rechten.
An gesellschaftliche, politische und im Wirtschaftsverkehr übliche Regeln halten sich die Mitglieder der inoffiziellen Weltregierung namens „Gafa“ (Google, Amazon, Facebook, Apple) nur, wenn sie ihnen eigens und mit Nachdruck aufgezwungen werden. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, das vor allem deshalb angreifbar ist, weil es seine Ausübung – das Ausschließen von „Hassrede“ – ausgerechnet den Konzernen überlässt, die reguliert werden sollen, ist nur ein Anfang. Fortsetzen sollte es sich mit einer europäischen Gesetzgebung wie der Richtlinie zum Urheberrecht, um die zwischen den Regierungen der Mitgliedsländer gerade gerungen wird, nachdem sich das EU-Parlament endlich auf einen Rechtsstandard geeinigt hatte. Ohne solche Regeln macht die „Gafa“, was sie will, zum Schaden der Demokratie.