Wann wurde Amerika besiedelt? : Die Steinzeitkinder von New Mexico
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Fußspuren als Beweis, hier die Fundschicht „TH4“: Irgendwann in der Mitte des 23. Jahrtausends v. Chr. spazierte hier eine Bande Zwölfjähriger einen See entlang. Bild: AP
Neue Funde in New Mexiko belegen: Amerika war bereits besiedelt, bevor der Höhepunkt der jüngsten Eiszeit die Einwanderung unmöglich machte.
Sie kamen aus Asien, so viel steht fest. Dank der zur Eiszeit niedrigeren Meeresspiegel konnten die ersten menschlichen Besiedler des amerikanischen Doppelkontinentes trockenen Fußes von Sibirien nach Alaska gelangen und von dort aus weiter vordringen. Nur wann? Im zwanzigsten Jahrhundert waren sich die Forscher eigentlich einig, es könne nicht wesentlich früher als vor 13.000 Jahren, also ganz am Ende der jüngsten Eiszeit, gewesen sein. Damals galten die Angehörigen der sogenannten Clovis-Kultur als die frühesten archäologisch nachweisbaren Amerikaner. Um die Jahrtausendwende geriet dieser Forscherkonsens zusehends ins Wanken, nachdem immer mehr möglicherweise ältere Hinweise auf menschliche Anwesenheit entdeckt wurden.
Beispielsweise waren im Süden Chiles Siedlungsspuren gefunden worden, die heute auf ein Alter von 16.500 Jahren datiert werden. Andere Fundorte brachten es sogar auf 20.000 Jahre und mehr. Die Schwierigkeiten hiermit waren nicht nur umstrittene Datierungen oder angreifbare Deutungen als Zeugnisse menschlicher Präsenz. Denn zwischen 26.500 und etwa 19.000 Jahren vor heute hatte die Vergletscherung Nordamerikas ihr Maximum erreicht. Die beiden einzigen möglichen Einwanderungsrouten – entlang der Westküste oder durch einen auch zu Kaltzeiten zumeist eisfreien Korridor in der heutigen kanadischen Provinz Alberta – waren da versperrt.
Also müssen die ersten Menschen früher nach Amerika eingewandert sein. Genau dafür haben britische und amerikanische Forscher nun mit einer in dem Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichten Entdeckung einen handfesten Hinweis gefunden. In 21.000 bis 23.000 Jahre alten fossilen Sandschichten eines einstigen Seeufers im White Sands National Park im amerikanischen Bundesstaat New Mexico haben sie menschliche Fußspuren freigelegt. Es handelt sich um insgesamt sieben Schichten mit Spuren zuweilen einer einzelnen, zuweilen von bis zu fünf Personen, bei denen es sich übrigens durchgehend um Kinder im Alter von neun und vierzehn Jahren gehandelt haben muss. In zwei der Schichten sowie einer achten am selben Fundort sind auch Fußstapfen von Mammuts erhalten.
Die Identifizierung der Kinderfußabdrücke als menschliche Hinterlassenschaft ist kaum bestreitbar. Wenn nun auch die Datierung durch Radiokarbon-Messungen an in den Schichten eingeschlossenen Pflanzenresten weiterer Prüfung standhält, wäre das der Beweis, dass der Mensch vor dem Höhepunkt der jüngsten Eiszeit bis nach Amerika gelangt sein muss. Damit wäre auch die Debatte eröffnet, ob frühere, bislang ungeklärte Einbrüche in den Populationen von am Ende der Eiszeit in Amerika ausgestorbenen Säugetierarten wie Mammuts, Pferden oder Säbelzahntigern bereits etwa mit menschlichen Jagdaktivitäten zu tun hatten.