Die unterschätzte Landflucht
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Dorfbeschimpfung ist auch keine Lösung: Antifa-Gruppen demonstrieren in Bornhagen, dem Wohnort Björn Höckes Bild: Picture-Alliance
Die Wahl in Thüringen hat es gezeigt: Das Gefühl, abgehängt zu sein, birgt politischen Sprengstoff. Viele der großen Probleme unserer Zeit können und müssen auf dem Land gelöst werden.
Die Thüringer sind stolz auf ihre „Kultur“, die „Landschaft und die wunderschönen Städte“, auch die Natur finden sie „schön“. So war es in einem Fernsehvorbericht zur Landtagswahl am Sonntag zu hören. Thüringen ist „das grüne Herz Deutschlands“, hieß es weiter, wirtschaftlich schneidet es mit seinem linken Ministerpräsidenten im ostdeutschen Vergleich ganz gut ab. Was wünschen sie sich eigentlich noch, wurden die Thüringer im selben Beitrag gefragt. Da fielen dann Begriffe wie „öffentlicher Nahverkehr“, „Verkehrswende“, „Infrastruktur“, „Breitbandausbau“, „Umweltschutz“ sowie wirtschaftliche Förderung und Bildung.

Redakteur im Feuilleton.
Thüringen ist schön, im Allgemeinen geht es ihm nicht schlecht, es hat aber ein Infrastrukturproblem, konnte man diesen Stimmen entnehmen – und konnte es längst wissen, wenn man sich mit der Demographie des Bundeslandes und möglichen Gründen für seine erhebliche Landflucht beschäftigt hatte. Auch die ARD war darauf vorbereitet und präsentierte eine Grafik, in der die geschrumpften Wahlkreise Thüringens mit der Bereitschaft, AfD zu wählen, in Beziehung gesetzt wurde. Das Ergebnis: Wahlkreise, die um mehr als fünf Prozent an Einwohnern verloren hatten, zeigten zu fünfundzwanzig Prozent eine Sympathie für die Landes-AfD des ansonsten in Umfragen wenig beliebten Björn Höcke. Im Gesamtergebnis der Landtagswahl fiel Höcke dann nur knapp hinter diesen Wert zurück.
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