Medien-Meldungen : 56 Angriffe auf Reporter in Deutschland
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Der Hessische Rundfunkan der Frankfurter Bertramswiese. Bild: Wolfgang Eilmes
56 Angriffe auf Reporter gab es im vergangenen Jahr in Deutschland. In der Türkei greift ein Studiogast einen syrischen Moderator an, Der Rundfunkrat des HR lässt endlich Öffentlichkeit zu.
56 Angriffe auf Reporter
56 Angriffe auf Journalisten gab es im vergangenen Jahr in Deutschland. Darauf lautet die Zählung des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Dies seien 21 Angriffe weniger als im Jahr zuvor. Zurückzuführen sei dies auf die „Marginalisierung der Querdenken-Bewegung“. Bei Demonstrationen gegen die Corona-Politik hatte es zahlreiche Angriffe auf Journalisten gegeben.
Lokaljournalisten sind nach Erkenntnissen der Leipziger NGO besonders gefährdet. 2022 seien mit zwölf Übergriffen dreimal so viele Lokaljournalisten tätlich angegriffen worden wie im Jahr zuvor. Einen Schwerpunkt der Übergriffe auf Reporter stelle Sachsen dar. Dort habe es allein elf Übergriffe gegeben. Der Gefährdung von Lokaljournalisten geht das Europäische Zentrum in Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) in einer eigenen Studie nach. Lokaljournalisten, heißt es dort, seien besonders gefährdet, weil sie nicht wie „ Kollegen in den größeren Städten in die Anonymität abtauchen können“.
Die Arbeit von Lokaljournalisten sei durch Nähe zum Geschehen und zu den Menschen gekennzeichnet. Man dürfe „nicht zulassen, dass diese Nähe für Journalisten zur Gefahr wird und der Beruf sie zur Zielscheibe von Hatern und Feinden der Presse macht“, sagte die BDZV-Hauptgeschäftsführerin Sigrun Albert.
Gast geht auf Moderator los
Reporter ohne Grenzen (RSF) macht auf einen Vorfall in der Türkei aufmerksam, bei dem die Rollen von Täter und Opfer von der Justiz vertauscht wurden. So sei in der vergangenen Woche in Istanbul ein türkischer Studiogast – der Politikwissenschaftler Oktay Yilmaz – auf den Moderator des syrischen Fernsehsenders „Orient News“, Ahmad Rihawi, losgegangen und habe diesen rassistisch beleidigt. Der Moderator hatte nach Gewalt der türkischen Polizei gegen syrische Flüchtlinge gefragt.
Nach der Sendung kam es zu Festnahmen. Allerdings führte die Polizei nicht, wie Reporter ohne Grenzen berichtet, den Angreifer ab, sondern das Opfer, den Moderator Ahmad Rihawi, und den Direktor des Senders, Alaa Farhat. Obwohl der Angriff live zu sehen gewesen und der Moderator durchweg ruhig geblieben sei und sich professionell verhalten habe, sei die türkische Polizei dem Wunsch des Angreifers gefolgt, der behauptete, die Journalisten hätten den Staat beleidigt. Nach 48 Stunden kamen diese wieder frei, eine Klage gegen sie wurde abgewiesen.
„Der rassistische Angriff auf den Moderator Ahmad Rihawi ist verwerflich genug, aber dass danach ausgerechnet das Opfer und dessen Vorgesetzter festgenommen wurden, toppt wirklich alles“, sagte der RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Diese Festnahme ist pressefeindlich und rassistisch zugleich. Man sei froh, „dass die beiden Medienschaffenden inzwischen wieder frei sind, doch sie hätten gar nicht erst eingesperrt werden dürfen“.
HR-Rundfunkrat öffnet sich
Der Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks überträgt seine Sitzungen ab sofort öffentlich über einen Livestream. Interessierte könnten sich so einen Eindruck verschaffen, wie der Rat arbeite. Der Rundfunkrat wolle die Satzung so überarbeiten, dass öffentliche Sitzungen zum Regelfall würden. Laut HR-Gesetz kann der Rundfunkrat in öffentlicher Sitzung tagen, ausgenommen sind Personalien und Angelegenheiten, bei denen es um Geschäftsgeheimnisse geht.
Der HR-Rundfunkrat ist von den Aufsichtsorganen, die bei den ARD-Anstalten, beim ZDF und beim Deutschlandradio die Programmaufsicht innehaben, das einzige Gremium, das die Öffentlichkeit von den Sitzungen bisher ausschloss.