Automatendämmerung
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Bild: Noun Project
Der Trend zum Online-Banking konnte den Geldautomaten lange nichts anhaben. Jetzt geht es ihnen doch an den Kragen.
Am Lustnauer Tor, wo die Tübinger Kreissparkasse ihre Zentrale hat, ist die Welt noch in Ordnung. Dort wurde anno 1968 der erste Geldautomat auf deutschem Boden aufgestellt. An derselben Adresse gibt es bis heute Banknoten aus dem Automaten, rund um die Uhr, jeden Tag im Jahr. Die Bedienung ist sogar komfortabler geworden. Seinerzeit bekam nur ein erlesener Kreis von Kunden die Schlüssel und Lochkarten ausgehändigt, mit denen sich die Auszahlung von Hundert-Mark-Scheinen außerhalb der Kassenzeiten bewerkstelligen ließ. Das Pioniergerät sah klobig aus wie ein Tresor. Heute stehen gleich vier Automaten im Foyer, mit schicken Bildschirmen. Zwei davon können Bargeld nicht nur auszahlen, sondern auch entgegennehmen.
Cash-Recycling nennt man diese Funktion in der Branche. Der Begriff ist verräterisch. Als ob es sich beim Bargeld um eine Art von Abfall handele, den es irgendwie wiederzuverwerten gilt, mit dem man sich sonst aber nicht die Hände schmutzig machen möchte. Die Bevölkerung mag darüber mehrheitlich anders denken. Doch unter den Strategen der Finanzwelt hat sich die Überzeugung breitgemacht, dass mit Bargeld nicht mehr viel zu gewinnen ist.
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