Nach dem Brexit-Referendum : Premierminister Cameron gegen Neuwahlen
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Noch im Amt: Premierminister David Cameron Bild: AFP
Der britische Premierminister hat eine Kommission gegründet, die die Ausstiegsverhandlungen mit der EU führen soll. David Cameron selbst will Anfang September an einen Nachfolger übergeben.
Vier Tage nach dem EU-Referendum hat der britische Premierminister David Cameron seinen Landsleuten und dem Ausland versichert, dass „Britannien bereit ist, die Zukunft, die vor uns liegt, aus einer Position der Stärke zu meistern“. Vor dem Unterhaus verurteilte er zugleich Vorfälle mit rassistischem Hintergrund, die in den vergangenen Tagen im Vereinigten Königreich registriert worden waren. Gegen derartige Taten würde mit aller Härte vorgegangen, versicherte er. Cameron teilte mit, er habe eine neue EU-Einheit eingerichtet, der Fachleute aus den wichtigsten Ministerien angehören.
Dieses Gremium solle die Ausstiegsverhandlungen vorbereiten, sich Gedanken zum zukünftigen Verhältnis Britanniens zur Europäischen Union machen und seinem Nachfolger den bestmöglichen Rat geben, sagte er. Ein wichtiges Parteigremium teilte am Montag mit, dass die Wahl von Camerons Nachfolger schon am 2. September beendet sein soll. Bisher war London davon ausgegangen, dass die Übergabe erst im Oktober stattfindet. Die beiden Referendumslager sind sich einig, dass die Ausstiegsverhandlungen erst vom nächsten Premierminister begonnen werden sollen. Cameron sprach sich auch gegen Neuwahlen aus.
Auch Schatzkanzler George Osborne versuchte am Montag, die Märkte zu beruhigen. Das Land habe eine grundsätzlich starke Wirtschaft und sei bereit, und werde sich auf dieser Grundlage den Herausforderungen stellen. Boris Johnson, der das Brexit-Lager angeführt hat, lobte die Worte des Schatzkanzlers. Das „Projekt Angstmache“ sei jetzt vorbei, sagte er. Es gelte jetzt, das Land wieder zusammenzuführen und Brücken zu bauen. Es wird damit gerechnet, dass er in dieser Woche seine Kandidatur für das Premierministeramt bekanntgibt.
Boris Johnson zum Brexit : „Projekt Angst ist vorbei“
Unterdessen ging die Krise bei der Labour Party weiter. Bis zum Montagabend hatten 28 Mitglieder des Schattenkabinetts ihren Rücktritt eingereicht. Sie werfen dem Parteivorsitzenden Jeremy Corbyn mangelnde Führungskraft vor und trauen ihm nicht zu, bei Wahlen, die viele für diesen Herbst erwarten, einen Sieg für Labour erringen zu können. Corbyn ersetzte die freigewordenen Positionen mit Vertretern des linken Parteiflügels.