Musiker-Duo Kirchhof : Ein altes Haus voll neuer Technik
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Eine feste Größe im Musikleben: Martina und Lutz Kirchhof. Bild: Cornelia Sick
Im Traum hat er einst die Handhaltung eines alten Lautenmeisters gesehen. Lutz Kirchhof spielt mit eigener Technik - und seit 1996 erfolgreich im Duo mit seiner Frau Martina. Kater Paulchen ist übrigens ihr Stress-Manager.
Paulchen miaut zufrieden und schmiegt sich dem gerade angekommenen Gast im kleinen idyllischen Garten des alten Bauernhauses ans Bein - ein denkbar freundlicher Willkommensgruß und eine besondere Ehre, die nicht jedem zuteilwird. Normalerweise lasse sich der Nachbarskater gar nicht blicken, wenn Besucher bei ihnen seien, versichern Martina und Lutz Kirchhof. Das graue, mit gelben Augen weise dreinblickende Paulchen döst sonst aber sehr gern stundenlang im Haus des Lautenisten und der Gambistin auf dem Sofa, hat demnach einen exklusiven Musikgeschmack und passt in eine Szenerie wie aus dem Bilderbuch: wie ein Künstlerehepaar halt so lebt, seit 20 Jahren abgeschieden vom Lärm der Großstadt in dem kleinen Ort Kubach nahe der barocken Residenzstadt Weilburg in einem sanierten Haus aus dem 17. Jahrhundert.

Freier Autor in der Rhein-Main-Zeitung.
Martina und Lutz Kirchhof sehen Paulchen als ihren „Relax-Manager“. Denn natürlich steht sehr viel Arbeit hinter dem Erfolg, den sie als Duo Kirchhof seit 1996 teilen. Viele Jahre als Exklusivkünstler bei Sony unter Vertrag, publizieren sie ihre CDs inzwischen selbst unter eigenem Label: Die erst kürzlich entstandenen Produktionen „Chipass / Musik der Fahrenden“ und „Super Flumina Babylonis / Meditative Musik der Renaissance“ sind von der Werkwahl und Klangqualität her Leckerbissen für Kenner und Liebhaber. Ihr Büro, ein niedriger Raum zwischen alten Balken, ist vollgestopft mit Technik, Computern und Bildschirmen. Eine gepflegte Homepage, schnelle Kommunikation, fleißige Konzertakquise - die beiden Spezialisten für Alte Musik sind darin sehr zeitgenössisch. Ihr Arbeitstag beginnt morgens früh und endet abends spät. Früher sei er auch „ein strebsamer Gärtner“ gewesen, erzählt Lutz Kirchhof fast entschuldigend. Inzwischen sei aus den Beeten ein „Wildgarten“ geworden. Die Kirchhofs sind oft auf Konzertreisen in ganz Deutschland unterwegs.
Namhafter Musiklehrer förderte ihn
Geboren wurde Lutz Kirchhof 1953 in Frankfurt, und er kann gut den hessischen Dialekt der Handwerker sprechen, die ihm einst rieten, er solle besser „alles ’nunnäraaße“, statt das alte Haus zu sanieren. Er wirkt in solchen Momenten sehr bodenständig, hat aber auch etwas Genialisches. Er ist sicher öfters angeeckt, aber seinen sehr individuellen Weg erfolgreich gegangen. Das begann, seiner Schilderung nach, in früher Kindheit, als er zu Hause eine alte Gitarre aus dem 19. Jahrhundert auf dem Schrank entdeckte. Sie habe Perlmutt-Intarsien, „einen sehr merkwürdigen Geruch und einen geheimnisvoll dunklen Klang“ gehabt. Mit drei Jahren habe er seiner Mutter gesagt, dass er dieses Instrument lernen wolle.
Er habe später Unterricht bei dem besten Gitarrenlehrer in Frankfurt bekommen: Lothar Fuchs, seinerseits Schüler von Walter Gerwig, „dem deutschen Lautenguru“. Fuchs erkannte Kirchhofs Talent und sein besonderes Interesse für Alte Musik. Die Barocklaute habe damals aber gar nichts gegolten: „Der Ton kommt nicht richtig raus“, habe es geheißen. Auf beharrliches Drängen hin bekam der Neunjährige aber eine Renaissance-Laute: „Der Instrumentenkasten war so groß wie ich.“ Für die anders gestimmte Barock-Laute mit ihren 24 Saiten, ein kompliziert zu spielendes Instrument, fand er zeitlebens keinen richtigen Lehrer. Er ist auf diesem Gebiet Autodidakt.